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Lyrik und Prosa der Kompostmoderne



Der BRIGANT ist ein Wegelagerer, er setzt dir die Pistole auf die Brust, er plündert und brandschatzt in der deutschen Literaturlandschaft, du kommst nicht an ihm vorbei. Er stiehlt bei den alten Meistern, mischt sein Diebesgut mit frischem Schießpulver. Der BRIGANT handelt nach dem „Aus-Alt-Mach-Neu“-Prinzip. Er ist der Komposthaufen der deutschen Untergrund-Literatur. Aus dem Nährboden alter Traditionen, die ihm als Dünger dienen, lässt er etwas neues erwachsen: Er ist der Begründer der Kompostmoderne. Er hat Respekt für die alte Schule, besuchte sie bis zur Mittelstufe und brach ohne Abschluss ab, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Wie einst die antiken Römer, respektiert er zwar die alten Götter eroberter Völker, doch schafft und bewahrt er sich zeitgleich seine eigenen. Der BRIGANT kennt die Gesetze von Lyrik und Prosa, steht aber darüber. Er ist ein Bandit. Ein Outlaw. Ein hundsgemeiner Knochen. Er macht nur selten Witze und lacht noch über weniger. Und egal, welche mythischen Geschichten sich später einmal um seine Entstehung ranken sollten, diese hier ist die einzig wahre von ihnen:
Wir waren irgendwo bei Barstow, am Rande der Wüste, als die Wehen einsetzten. Wir fuhren mit der schwangeren Muse auf der Rückbank unseres rotlackierten Cabrios gerade durch das Brachland deutscher Dichtung, als die Fruchtblase auf das Sitzleder platzte und kein Verleger fand sich weit und breit, um bei der Entbindung zu helfen. Viele Verlage veröffentlichen dich erst, wenn du bereits irgendwo anders etwas veröffentlicht hast. Das ist natürlich schon einmal Schwachsinn. Wenn die Lage also aussichtslos ist, überlegt man sich etwas bei ein, zwei Flaschen Rotwein in trunken-träumerischer Atmosphäre. Wie es so schön heißt: Not macht erfinderisch, Alkohol auch. Also krempelten wir uns selbst die Ärmel hoch und gebaren das Kind per Kaiserschnitt. Eine chaotische Sauerei, keine Frage, aber irgendwie muss man den Sohnemann der eigenen Kreativität und Hoffnung schließlich zu Papier bringen. Das Ergebnis jedenfalls ist dieses Heftchen...
Es soll dazu dienen, Gedichte, Kurzgeschichten und Leseproben einer breiteren Masse zugänglich zu machen, die über die Stammtischfreunde hinausgeht. Es ist der reinste Irrsinn, aber wir sind blutjung und noch naiver, also treten wir mit verbundenen Augen das Gaspedal durch und grölen ein Stoßgebet in den Fahrtwind, auf dass wir an einem Stück dort ankommen, wo wir hin wollen: Parnass, das gelobte Land der Dichter. Wir fahren noch immer in der Wüste umher, aber wenn wir einen Anhalter am Wegesrand stehen sehen, dann halten wir an und sammeln ihn auf. Also, haltet nur den Daumen raus, wir kommen sicherlich vorbei und nehmen euch den Weg bis hin zum goldenen Horizont des literarischen Erfolges mit. Bier ist im Kofferraum, eine Bibel und Schnupftabak im Handschuhfach. In diesem Sinne: Wir heben die Gläser und schießen dreimal in die Luft für den Briganten, die Kompostmoderne und mögliche Leser. Den Daumen nicht vergessen, Freunde, wir sehen uns dann am Strand!


