B R I G A N T

Lyrik und Prosa der Kompostmoderne



1
Die größte Tat des Belzebubs,
so ist es oft die Rede,
wäre des Menschen Slebstbetrug,
dass es ihn gar nicht gäbe!
Doch, ihr Freunde, bloß vergesst nicht,
dass ein Baum und seine Achsen,
egal wie hoch und prächtig,
sind aus Wurzeln raus gewachsen!
Und die liegen in der Erde,
wo das Dunkel stets regiert,
und sogar der Menschen Särge,
werden unter ihr platziert!
Wie der Baum sind auch wir Menschen,
aus der Dunkelheit gedrungen,
als verwelktes kleines Pflänzchen
ihrem Unterleib entsprungen.
Und so glaube keinem Schwindler
in den priesterlichen Roben!
Als er sagte "Gottes Kinder",
hat der Priester dich belogen!
Und wer glaubt ich sprech' im Wahne,
sei Betrüger oder Hexer,
dem zieh' ich den faulen Zahne
aus dem Lügenmaul der Ketzer.
2
Die Todeskrähen klopften
ihre Schnäbel an die Skelette
und des Mondes Tränen tropften
auf die dunkelste der Städte
und in diesem Nieselregen
sah man schreitend einen Manne
seine schweren Stiefel heben -
Eile lag in seinem Gange,
er trug Schul und Hut mit Krempe,
die ihn komplett vermummten
und er trug in seinen Händen
'rum ein altes Bündel Lumpen
und so schritt er durch die Schwärze
dieser Straßen und die Gassen
O, die waren wie sein Herze
verschlafen und verlassen
und ein Rabe schrie und kreischte,
weiter eilte der Vermummte
und als er sein Ziel erreichte,
schlug es schon zur zwölften Stunde!
Er sah links und rechts Gerümpel,
doch konnt' niemanden entdecken
und so legte er das Bündel
voller Vorsicht auf die Treppen.
Und er klopfte mit der Hand
hastig an die Höllenpforte,
wand sich ab und dann verschwand
der Mann ganz ohne Worte
und der Teufel sah Gerümpel,
doch konnt' niemanden entdecken,
außer diesem kleinen Bündel
liegend vor ihm auf den Treppen.
"Was zur Hölle ist denn das?!",
fragte Satan schlafestrunken,
sah und beugte sich nach unten,
nass beäugte er die Lumpen.
"Ach du lieber Gott!", schrie teuflisch
dann das Scheusal ganz erschrocken;
denn ein Kind lag dort, so scheußlich,
dass der Teufel kam ins Stocken!
Und das Kind fing an zu Weinen,
denn auch ihm verging der Spaß
und ein Brief lag bei dem Kleinen,
den der Teufel direkt las:
"Wenn du nun auf es achten wirst,
wär ich dir sehr gewogen",
der Adressat der Schattenfürst;
der Absender "von Oben".
"O, das ich dich nicht verhöhne!"
sprach der Teufel mit 'nem Grinsen,
"deine Töchter, deine Söhne,
Gott, bezahlen deine Zinsen!"
3
Der Herrgott ist Erzeuger,
doch der Teufel hat erzogen,
all die Mörder, Diebe, Räuber
- Adoptivkinder von Oben.
Und des Kindes dicke Windel stinkt,
noch immer bis zum Himmel rauf,
der Mensch ist Satans Findelkind,
Die Welt ist sein Gesindelhaus.




In den Himmel schießt der Teufel
seine Feuerwerksraketen
und es regnet kleine Engel,
die dor treuergeben beten.
Die Höllenhunde reißen sich
voll Gier von ihren Ketten los,
der Himmel hat kein Rettungsboot
- der Fährmann hat ein Leck im Floß.
In die Tiefe fall'n die Engel,
von den Wolken ins Verderben,
wo Hundeschar und Luzifer
dann ihrer habhaft werden.
Die Höllenhunde beißen sich
voll Gier in ihren Flügeln fest
und Zerberus, der Rüde, kläfft;
fresst ihr Brüder! Brüder fresst!
Auch die von Wolke Sieben
traf des Teufels Lichtrakete,
alle Liebesengel fliegen,
in den Fluss mit Namen Lethe.
Denn auf ewig soll vergessen sein
der Schmerz, den diese Diebe
uns, den Menschen, reich bescherten
mit dem Pfeilgift ihrer "Liebe".
Und nur Amor schafft's ans Ufer,
doch ganz ohne Pfeil und Bogen
ist der Engel gänzlich machtlos
und um seine Kraft betrogen.
Ja er hält sich mit den Fingern fest,
vor mir zu meinen Füßen
und nun endlich ist er da, der Tag
and dem er mir wird büßen!
Doch plötzlich fleht um Gnade nun
der dreiste Liebesbringer -
ich frag ihn wo die seine war
und tret' ihm auf die Finger.


