B R I G A N T

Lyrik und Prosa der Kompostmoderne



Morgen steigt er, hebt sich über seine Asche.
Wird auch morgen noch schwanken, seinen schlanken,
halbtoten Körper taumelnd durch die Lüfte tragen.
Neuer Versuch sich zu erheben. Über die Alten.
Oder vielleicht nur den Suff.
Wird an der Morgenluft seine Flügel entzünden.
Das Brennen wird die Leere lindern, die so klein macht.
Alles eins macht und grau, wie Asche ausgebrannt.
Doch erheben werd' ich mich erst morgen,
Wenn der frische Tau klar, kristallen, die Glut nicht löscht,
findet sich vielleicht ein Weg zu blau-hellen Wolken,
die dort tragen die Fackel zur Sonne, zum Feuerstein,
dem Schrein der Hoffenden,
die doch vielleicht im blauen Nass an grünen Halmen ertrinken.
Grasperlen, an denen womöglich die Sonne verglüht,
ihre Strahlen versinken im toten Meer des nächsten Mondes,
der Kaleidoskope gießt aus seinem Flachmann,
entsteht des Phönix immer gleicher Reigen.




Wo ich auf einen Hocker steige
Dachkammer und Puszta-Geige
In der Ferne Glocken klingen
Während die Hanffäden schwingen
Durch das Fenster, fahler Schein,
Fahl wird auch sein Ende sein
Warum das Ganze? - Der Ästhet
Der auf diesem Hocker steht
So bringt ein Gedicht den Tod
- dunkler wird das Abendrot
Der Künstler braucht noch Mut
Dem Halse schenkt er Schnapses Glut
Wer sich um den Toten schert?
Die Antwort bleibt ihm wohl verwehrt.
Wird der Strick auch halten?
Ich misstraue den Gewalten!
Und am Ende fällt ein Schuss
Ende.




Zwei sitzen sich gegenüber.
Ecktisch.
Ein weißes Tischtuch bedeckt,
darauf das umständliche Besteck.
Eine Vase - recht kitschig,
mit Rosen, rot, und Orchideen, weiß.
Sie zerfetzt die Rosen, er zerknüllt Servietten,
Wirft er sich in Pose, streicht sie sich das Haar,
Das Essen kommt - und damit ein Thema auf,
es wird besprochen, das Eis zu brechen.
Er redet, als ob ihm was auf dem Herzen liegt,
so circa eine Stunde,
drückt sie auch der Schuh,
der Minutenzeiger dreht 'ne Runde.
Die Gehirne so seicht,
Und schnell seziert
fällt aber's Reden bald schwer.
So wird bis zur Rechnung in Schweigen verweilt;
der Kellner kommt, die beiden verschwinden,
werden sich wohl nie wieder finden.
Ihre Tür nicht sehr weit, doch länger zu zweit.
Zum Abschied kein Kuss, der Abend verschenkt.


