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"Mutter!
Dieses Brot schmeckt mir nicht." -

Er stand allein inmitten einer smaragdfarbenen Ebene. Sein Blick wanderte orientierungslos über den Horizont und folgte der feinen Linie, an der sich das weiche Gras an den kalten Himmel schmiegte, um ihn zu wärmen, bis zu einem dunklen Punkt in der Ferne, dessen genaue Konturen er nicht erfassen konnte.

Obwohl er sich von allem wirksam abhob, schien es fast, als würde der Fleck Dunkel von zwei gewaltigen Walzen – eine blau, die andere grün – zermalmt und förmlich verschluckt werden. Ein Schauer überkam ihn, nachdem er erst jetzt einen leichten Windhauch wahrzunehmen glaubte, der seine Ohrmuscheln streichelte. Immer noch zögernd wurde er schließlich vom Wind – diesmal in Form eines kräftigen Stoßes – dazu überredet, sich in Richtung des finsteren Objekts treiben zu lassen.

 

Nun ließ er den Punkt nicht mehr aus den Augen. Heftig starrte er in die eine Richtung und wagte aus Angst nicht zu blinzeln; der kleinste Moment der Unachtsamkeit könnte das Objekt aus der Welt reißen. Energisch fokussierten seine Pupillen das Dunkle als wollten sie es in Flammen hüllen, doch die Augen selbst brannten wie die Höllenfeuer und zwangen ihn zu heißen Tränen. Der Wind, der mittlerweile zum Sturm geworden war, peitschte ihn vorwärts und ließ seine Glieder schmerzen. Er kämpfte und schrie wie im Rausch, begann zu rennen und presste im Wahnsinn die Zustimmung aus seinen Lungen. Er stürzte, blickte auf und sah das hölzerne Mühlenrad sich irrsinnig drehen. Das qualvolle Knarren und Knacken zerbrach ihn beinahe. Es war zu schwer.

 

Er befreite die Augen von ihren Betten und fand Stille, machte einen Schritt und war verdutzt, dass die vielen Streben und Verästelungen den Hall seines Schrittes nicht stärker dämpften. Er musste husten; etwas lag in der Luft. Staub? Mehl? Er ging von alleine vorwärts, schaute sich um und fuhr zusammen, als er in eine Wasserlache trat, deren letzte Tropfen gerade erst vom Mund eines umgestürzten Flakons herabgefallen waren und ihre Kreise zogen. Das Fläschchen führte seinen Blick sanft auf eine hölzerne Empore, auf der sich ein einfacher Stuhl befand. Darauf saß die Figur eines Mädchens. Sie schlief.

Langsam befreite er sich aus seiner Starre und näherte sich leise dem Geschöpf. Sie strahlte eine totenähnliche Ruhe aus und war doch voll von Leben. Er musste schmunzeln als er sie so betrachtete. Sie war das zarteste Wesen, das er je gesehen hatte.

Ihre Haut: Karamell. Ihr Geschmack: Gleich beschaffen. Das Haar floss dunkel, zerrann über dem Steiß. Lippen: Übervoll. Geküsst schmolz das Licht auf den Hals, tropfte bis auf die Brust, hob die schüchternen Mittelpunkte nur leicht schwebend ab. Atem: Zimt, Wärme. Die Sonne: Eine Savanne im Orange. Ein Brunnen: Abstieg, Aufstieg, Zittern, „Halt!“.

 

Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. Er spiegelte sich im Smaragd der Wiesen, fürchtete hineinzufallen, hielt sich an ihr fest und schloss die Lider. Er fühlte ihre Hand auf seinem Kopf, hörte sie leicht atmen und spürte ihr Lächeln. Leuchtend wiesen ihn diese Augen an, sich zu erheben. Sie hielt seine Hand und geleitete ihn zu zwei aufeinanderliegenden, großen Mahlsteinen. Hier stand sie ihm erwartungsvoll gegenüber. Von irgendwoher drang bunt gefärbtes Sonnenlicht. Ihm schwindelte es, als der Stein sich zu drehen begann.

-"Mutter!
Dieses Brot schmeckt mir nicht.
Es schmeckt nach Eisen und Salz."

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